Überlegung: Würde man facebook durch E-Mail ersetzen...

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es_91
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Überlegung: Würde man facebook durch E-Mail ersetzen...

Beitrag von es_91 »

Hallo, Community.

Dieser Beitrag bzw. dieses thread richtet sich primär an facebook-Nutzer und Menschen, die wissen, wie facebook arbeitet und was es dem Benutzer an Möglichkeiten bietet.

Viele Menschen verzichten auf facebook - und, zumindest den Statistiken gemäß, sind weit über 90 % des weltweiten E-Mail-Verkehrs Inhalte, die man als "Spam" bezeichnen kann. Dennoch genügen die Infrastrukturen offensichtlich aus, um die E-Mail nicht in Vergessenheit geraten zu lassen und dass facebook kein vollständiger Ersatz ist, überhaupt kaum damit verglichen werden kann, sollte klar sein.

Wenn ich hier also von diesen beiden "Medien" rede, was meine ich vorrangig? Nun, in beiden Systemen kann man Menschen über eine Website bzw. einen App-Clienten erreichen. In beiden Systemen gibt es private Direkt- und teilöffentliche Streukommunikation (Rundmails). Was es bei der E-Mail nicht gibt ist eine Veröffentlichung gegenüber Nicht-angemeldeten Benutzern. Facebook stellt teilweise Daten frei im Netz zur Verfügung und erlaubt begrenzt die Suche nach Personen direkt von google oder der fb-internen Suche aus.

Ein Derivat anderer Technik ist WhatsApp, hier wird zwar vollständig per HTTP, jedoch in Verbindung mit der Telefonnummer und einer Anmeldung jener, gearbeitet. WhatsApp hält ebenfalls Profildaten und reicht jene innerhalb der selbstbenannten App ohne weitere Prüfung weiter - die Nummer führt zu den Daten.

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Bei all diesen Medien liegt allgegenwärtig die Frage nach (a) der Ausbeutung dieser Daten für werberelevante oder meinungsumfragetechnische Zwecke im Raum, (b) fragen Anwender sich vielleicht oft "wer kann jetzt was sehen" und erhalten darauf zuweilen eingeschränkte Antworten oder müssen die Systeme erst genauer kennenlernen, bevor dies klar steht. Dies sind zwei eher kritisch betrachtete Aspekte, auf die man bei E-Mail-Verkehr vollständig verzichtet, zumindest sollte dies Teil der Idee der elektronischen Post inklusive der Prämisse der Fernmeldegeheimniswahrung sein.

Würde man also versuchen wollen, seinen persönlichen Datenverkehr zwecks Chat und Inhalteteilung auf die seit längerem bestehende Mailtechnik zu verlagern, wie weit würde man kommen?

Haben alle relevanten Freunde Ihre Mailapps installiert und eingerichtet? Schaut jeder da rein oder lässt man sich von whatsApp und facebook komplett vereinnahmen?

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Mich reizt seit längerem die Frage, könnte man über gängige E-Mail-Protokolle wie SMTP einen Chatklienten oder sogar eine App zur Darstellung eines sozialen Netzwerks programmieren?

Sind die Verzögerungszeiten hierfür inkaufnehmbar? Kann ein Instant Messaging zur Not über das E-Mail-System ablaufen?

Könnte man durch Metadaten-Mails sogar Profile aufbauen und ein fb-ähnliches Netzwerk damit virualisieren?



Und ich stelle diese Fragen in den Raum weil sie sicherlich auf viel Erfahrung hier stoßen und ich selbst neugierig bin, wie die ersten Meinungen diesbezüglch ausfallen.

Sicher übersehe auch ich technische Engpässe, die mir vielleicht gar nicht bekannt sind.
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helpy
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Re: Überlegung: Würde man facebook durch E-Mail ersetzen...

Beitrag von helpy »

Das gibt es doch bereits.

==>> https://delta.chat/de/
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es_91
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Re: Überlegung: Würde man facebook durch E-Mail ersetzen...

Beitrag von es_91 »

Das wusste ich nicht, vielen Dank helpy.

Leider existiert dieser derzeit nur für Android...
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Sicro
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Re: Überlegung: Würde man facebook durch E-Mail ersetzen...

Beitrag von Sicro »

Was muss ich tun, um die Ende-zu-Ende-Verschlüsselung zu aktivieren?
Delta Chat (und andere Autocrypt-kompatible E-Mail-Programme) tauschen die Schlüssel selbständig mit den ersten versendeten Nachrichten aus. Danach ist die Verbindung Ende-zu-Ende-verschlüsselt. Verwenden Sie oder Ihr Chatpartner zwischenzeitlich ein Programm, das nicht automatisch Ende-zu-Ende verschlüsseln kann, wird die Ende-zu-Ende-Verschlüsselung automatisch ausgesetzt - und automatisch wieder begonnen, sobald die verwendeten Programme dies unterstützten.

Quelle: https://delta.chat/de/help
Im Privacy-Handbuch wird Autocrypt nicht empfohlen: https://privacy-handbuch.de/handbuch_32w1.htm

Aber gut, dass überhaupt verschlüsselt wird, weil eMails eher unsicher sind.

Ich kannte Delta Chat aber ebenfalls noch nicht und werde die Entwicklung mal verfolgen. Danke @helpy!
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Re: Überlegung: Würde man facebook durch E-Mail ersetzen...

Beitrag von TroaX »

Naja im Grunde ist das E-Mail Ökosystem auch ein kleines schweizer Taschenmesser, wenn es um Datenübertragung geht. Allerdings ist dies leider nicht das Problem sozialer Netzwerke und der Datensicherheit. Die Probleme sind eher ...

1. Die einzelnen Bestandteile eines sozialen Netzwerks sind sich gegenseitig synchronisierende Module eines großen ganzen. Egal ob es die einzelnen Datenbanken, der Webserver, die Storageserver usw. sind. Die Nutzer sehen nur das offentsichtliche. Aber durch den modularen Aufbau können hinter verschlossenen Türen alle möglichen Arten von Systemen mit den Daten arbeiten, die man von außen nicht sieht. Ich stelle daher die Behauptung auf, das keiner, der nicht bei Facebook, Google und Co. arbeitet auch nur ansatzweise sicher weiß, wie die Daten im Hintergrund wirklich genutzt und verarbeitet werden. Egal wie viel man sich mit dem Thema beschäftigt. Ich habe mich damit sehr viel beschäftigt und das einzige, was ich zum Thema Datenschutz/Datennutzung bei sozialen Netzwerken sagen kann ist, das all ihre einzelnen offentsichtlichen Systeme/Module über genug Schnittstellen verfügen, um Datensicherheit zu kompromitieren und/oder eine gewisse Narrenfreiheit bei der Nutzung der Daten ermöglichen.

2. Die zentrale Datenverarbeitung ist für ein soziales Netzwerk unverzichtbar. Der Erfolg dieser Netzwerke beruht nicht nur darauf, Kontakt mit Leuten aufrecht zu erhalten, mit denen man schon länger bekannt ist. Er beruht darauf, über diesen Kreis hinnaus zu gehen und neue Leute kennenzulernen oder einfach zu erfahren, wie es bei anderen so läuft. Twitter's erfolg beruht sogar zum größten Teil auf letzteres. Und sobald die Leute über ihren Bekanntenkreis hinnaus wollen, muss es Indexierungen geben, die allen Teilnehmern zur Verfügung stehen. Und dies kann nur zentral zur Verfügung gestellt werden. Eine performante dezentrale Methode, dies bei einem so breiten Nutzerstamm realisiert werden kann, ist mir völlig unbekannt und meines erachtens nach auch noch völlig unmöglich. Würde man nur die Mailprotokolle nutzen und jedem Nutzer ein eigenes Postfach verpassen, ist das soziale Netzwerk wieder zentral. Funktioniert das ganze aber mit einer Mailadresse des Nutzers selbst, dann ist zwar die pure Kommunikation theoretish dezentral, bietet so aber keine Indexierung und man hat im Grunde nur einen Massenger auf E-Mailbasis. Alles das, was die Nutzer an sozialen Netzwerken schätzen, basieren im Grunde auf Eigenschaften, die eine zentrale Datenverarbeitung vorraussetzen.

Um also mal auf deine Frage zu kommen, wie weit man mit sowas wie E-Mail kommen würde, kann ich eine einfache Antwort geben. Nicht weit. Die Grenze bestimmen die Nutzer. Jede App oder jede Webseite muss erst einmal von den Nutzern angenommen werden. Und dafür gibt es zwei gewichtige Parameter:
1. Sind meine Leute schon dabei oder wollen es auch nutzen?
2. Ist es cool? Ist es frisch? Ist es innovativ?
Dabei wird 1. nicht der Fall sein, wenn zweitens nicht schon Leute zum Umstieg bewegt hat. Es muss also einen erheblichen Mehrwert bieten. Und dazu zählen nun einmal leider nicht Datenschutz und das ausschließen der Nutzung der Daten für projekteigene Zwecke. Denn der Erfolg von Facebook, Whatsapp und Co. zeigt sehr deutlich, wie egal das den Leuten ist oder wie wenig skeptisch sie den Versprehen und Aussagen der Unternehmen gegenüber stehen. Und Delta-Chat ist am Ende für die Leute auch nichts anderes wie ein Whatsapp-Klon, der für sie keinen Mehrwert bietet. Außer natürlich das, was sie selbst nicht als Mehrwert sehen. Delta-Chat wird genauso wie alle anderen auch am steifen Arm verhungern. Telegram war bisher der einzige ernstzunehmende Konkurrent. Angeblich mit fast 200 Mio. Nutzer. Ich kenne aber irgendwie keinen einzigen davon persönlich. Threema soll nicht einmal 5 Mio. haben. Davon kenne ich sogar 2 ;)
Aber Whatsapp nutzen sie fast alle.

Man muss an der Stelle sich wirklich eingestehen, das die beste Idee, um Daten zu schützen nichts bringt, wenn es nicht genutzt wird. Ich habe es am eigenen Leib gemerkt. Ich habe Facebook den Rücken gekehrt und habe vorab die wichtigsten Kontakte gefragt, ob es noch andere Möglichkeiten gibt, mit denen in Kontakt zu bleiben. Am Ende blieben nur noch ein Teil der engeren Familie übrig und Freunde direkt hier vor Ort. Mit allen anderen hatte ich schon jetzt seit mehreren Jahren keinen Kontakt mehr. Und das wollen die meisten nicht.

Und was den Teil mit dem "Über den Bekanntenkreis hinnaus" angeht, muss es eine zentrale Datenverarbeitung geben und wenn du das über die Mailprotokolle realisieren willst, musst du tatsächlich zur Indexierung und vor allem zur Wahrung der Rechte dritter die E-Mails zumindest elektronisch einlesen, sobald Inhalte mindesteens teilveröffentlicht werden (auch wenn nur innerhalb des Netzwerkes). Ansonsten kann es bei Themen wie Cybermobbing, Hetze oder gar illegalen Inhalten wie Pornografie mit Minderjährigen oder Drogen sowie Schwarzhandel ganz böse nachwirkungen haben. Und selbst wenn du das ganze über die Mailprotokolle gewährleisten kannst, hast du am Ende auch nichts anderes als Facebook und Co. geschaffen, das nur eine andere technische Basis verwendet.

Und direkt auf klassische E-Mail setzen ist den meisten einfach viel zu klobig, fummelig und unübersichtlich.
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