Solche Phrasen kenne ich und lese sie auch reht häufig. Sie kommen meist von Menschen, die sich um Geld auch kaum noch Gedanken machen müssen. Sie gehen arbeiten und am Monatsende ist die Tüte voll genug. Es gibt aber eben auch sehr viele Menschen, bei denen es nicht der Fall ist. In meiner alten Heimat ist der Niedriglohnsektor erheblich ausgeprägter gewesen. Da gehört es schon fast dazu, 2 Jobs nachzugehen. Wo hat man da noch Zeit? 40 Stunden klöppeln und mit 1.100 € Netto nach Hause. Nach Fix-Kosten bleiben einem kaum mehr wie bei der Grundsicherung.Mijikai hat geschrieben:Eben, deshalb sollte man auch mit Annahmen vorsichtig sein. Für mich persönlich ist das Miteinander wichtiger als Geld.
Ich kann mich noch gut daran erinnern. Nach der Frühschicht, die um 6 Uhr beginnt, direkt 14:30 Uhr mit dem Zug 35 km nach Hause zu fahren, sich umzuziehen, nochmal 2 km zu laufen und dann an der Tanke 3x die Woche von 16 bis 20 Uhr zu jobben. Und damals waren das nur 400 € Stellen und keine 450 €. Die Woche darauf hat man um 08:00 Uhr an der Tanke angefangen und stand pünktlich um 14:30 Uhr zum Schichtwechsel beim Hauptjob auf der Matte. Aber anders hätte ich mir garnichts leisten können. Und dann bringt einem die ganze Zeit am Ende auch nicht mehr viel.
Viele wollen es nicht wahr haben. Aber ohne ein gewisses Mindestmaß an Einkommen fühlt sich das Leben kaum lebenswert an. Ich spreche da aus leidvoller Erfahrung. Und ich weiß nicht, wo ich heute wäre, wenn ich mich nicht zweimal getraut hätte, mein Leben völlig über den Haufen zu werfen und neu zu gestalten. Ich kenne heute auch noch viele, die sehr wenig haben und mir erzählen, das sie sich arangiert haben und damit glücklich sind. Aber man sieht ihnen eher an, das sie aufgegeben haben.
Geld hat eine ungeheure Macht und man kann sich dieser nicht entziehen, wenn es am Geld mangelt. Und wenn man selbst da einmal durch ist, schafft man es auch eher, diese Tatsache zu aktzeptieren. Wenig Einkommen ist nicht zwingend ein Kampf ums überleben. Aber wirklich Leben sieht trotzdem anders aus. Und wer wenig hat, dem Kreisen die meisten Gedanken genau darum. Egal ob sie Zeit haben oder nicht. Und deswegen sehe ich Geld nicht als Virtuell an. Denn bisher hat mich nichts, was wirklich virtuell ist, an irgendetwas gehindert. Und so lange etwas die Macht hat, mich an etwas zu hindern, mich einzuschränken oder zu kontrollieren, ist es nicht virtuell. Auch wenn es in Zeiten des Internets immer virtueller aussieht.